Einen «Aufgeschobenen» bitte!
Mit einer kleinen Geste einem anderen Mitmenschen helfen: In Italien nahm die Idee, zwei Kaffee zu bezahlen und einen davon an einen Bedürftigen zu spenden, seinen Anfang. Inzwischen schenken Kaffeeliebhaber weltweit ein wärmendes Getränk weiter – und das nicht nur zur Adventszeit.
Ein aufgeschobener Kaffee ist eine kleine Wohltat, die sich in Cafés, Bäckereien, Imbissbuden und vielen Betrieben rund um den Globus verbreitet hat. Das Prinzip ist einfach: Kunden, die einen Kaffee möchten, bestellen zusätzlich einen «Aufgeschobenen». Sie zahlen zwei Getränke, bekommen aber nur eines. Das andere wird vermerkt und an den nächsten Gast gegeben, der um einen gespendeten Kaffee bittet.
Ursprünglich stammt die Idee aus Neapel, wo auch der Name «Caffè sospeso» – aufgeschobener Kaffee oder auf Englisch «suspended coffee» – entstand. In der Stadt gab es nach dem Zweiten Weltkrieg viele Bedürftige. Damit auch sie weiter diese italienische Tradition pflegen konnten, begannen die reicheren Einwohner den ärmeren ein Getränk zu bezahlen.
Mit der letzten Wirtschaftskrise lebte diese Tradition wieder auf und wurde auch in anderen europäischen Ländern aufgegriffen. Dank der sozialen Netzwerke verbreitete sich die kleine Geste der Solidarität weltweit. Internationale Plattformen wie suspendedcoffees.com und deren deutschsprachiger Ableger für Deutschland, Österreich und die Schweiz, suspendedcoffee.de, wurden gegründet. Sie wollen Aufmerksamkeit für die Aktion schaffen und Informationen liefern, in welchen Geschäften Kunden ein Getränk spenden können. Mittlerweile werden nicht nur Kaffees «aufgeschoben», sondern auch andere Getränke und Speisen sowie beispielsweise Bücher oder ein Friseurbesuch.
«Aufgeschoben» leicht gemacht
Die kleine Geste zeugt von Solidarität und lässt Notleidende an alltäglichen Dingen wie dem Besuch eines Cafés teilhaben – und ist daher vielleicht auch eine Idee für Ihren Betrieb! Die oben genannten Plattformen bieten Ihnen entsprechende Informationen, aber auch Werbematerial, damit Sie in Ihrem Geschäft darauf aufmerksam machen können.
Überlegen Sie sich, was Sie alles «aufschieben» wollen – eine Tasse Kaffee, andere Getränke oder auch Speisen. Zudem brauchen Sie ein entsprechendes System, um einen Überblick über die Spenden zu behalten. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten. Sie können eine separate Rechnung ausstellen, die in einem Behälter – einem Kaffeebecher beispielsweise – gesammelt oder im Schaufenster gezeigt wird. Bedürftige können sich einfach eine solche Quittung nehmen und beim Bezahlen zeigen. Auch eine Strichliste auf einer Tafel bietet sich an. So werden Ihre Gäste zusätzlich auf die Aktion aufmerksam gemacht. Alternativ können Sie auch einfach eine Liste hinter der Theke hinterlegen.
Bereiten Sie Ihre Mitarbeiter darauf vor. Wenn ein Kunde einen «Suspended Coffee» bestellt, ist es wichtig, keine Fragen zu stellen. Bei einem «Aufgeschobenen» soll die Hemmschwelle, darum zu bitten, möglichst gering sein und alles unbürokratisch sowie anonym passieren. Einen Nachweis über die Bedürftigkeit zu verlangen wäre beispielsweise fehl am Platz.
Mit entsprechenden Hinweisen in Ihrem Geschäft oder auf Ihrem Internetauftritt machen Sie die Spendemöglichkeit unter Ihren Kunden publik. Zusätzlich können Sie mit dem «Aufgeschobenen» auch Ihr Geschäft bekannt machen und Neukunden gewinnen. So können Sie Ihren Laden auf den Seiten suspendedcoffee.de oder suspendedcoffees.com eintragen oder lokale Medien darüber informieren. Kontaktieren Sie doch Vereine oder Organisationen bei Ihnen vor Ort, die sich ebenfalls für Bedürftige engagieren! Diese können die Info zu Ihrem neuen Angebot entsprechend weitergeben – damit der Kaffee auch diejenigen erreicht und wärmt, die ihn sich verdient haben.